Frankfurter Allgemeine: 'Kataloniens Separatisten. Schottische Gefühle' #news #eu #usa #politik
divendres, 12 setembre de 2014
Spanien steht vor der härtesten Kraftprobe um die nationale Einheit in seiner demokratischen Geschichte: Kataloniens Separatisten warten hoffnungsvoll auf das schottische Unabhängigkeitsreferendum - und bereiten ein eigenes vor.
Nirgendwo außerhalb des noch Vereinigten Königreichs stößt das schottische Unabhängigkeitsreferendum auf mehr Aufmerksamkeit als in Spanien – insbesondere in Katalonien. Die Befürworter einer Unabhängigkeit der spanischen Region hoffen, dass ein schottisches „Ja" zum Bruch auch ihre eigenen Ansprüche beflügeln könnte. Die Befürworter der Einheit des Landes setzen auf ein „Nein" als symbolträchtigen Dämpfer für die Separatisten. Spanien sieht sich in diesen Wochen mit der härtesten Kraftprobe um die nationale Einheit in seiner vierzigjährigen demokratischen Geschichte konfrontiert.
Die Fronten zwischen der sezessionistischen katalanischen Regierung unter Ministerpräsident Artur Mas und der unnachgiebigen Zentralregierung unter Regierungschef Mariano Rajoy haben sich bis zur Erstarrung verhärtet. Auf der einen Seite bereitet man in Barcelona trotz aller Warnungen, wonach dieses Vorhaben „illegal" sei, eine Volksabstimmung der 7,5 Millionen Katalanen für den 9. November vor. Auf der anderen Seite hat man in Madrid schon den Einspruch beim Verfassungsgericht parat, sobald das katalanische Parlament demnächst ein Gesetz verabschiedet, welches das Referendum für „legal und demokratisch" erklärt.
Am Donnerstag feierte nun ein gespaltenes Katalonien – die Bevölkerung der Region ist laut Umfragen noch ohne klare Mehrheit zwischen Eigenständigkeit und Verbleib hin- und hergerissen – seinen Diada genannten Nationalfeiertag. Die Separatisten, die in den vergangenen zwei Jahren jeweils mehr als eine Million Sympathisanten für ihr Anliegen mobilisieren konnten, legten den Beginn ihrer Kundgebung in Barcelona auf 17.14 Uhr. Hunderttausende waren gekommen, um auf zwei großen Straßen ein menschliches „V" für „Victoria" (Sieg) zu bilden. Die Uhrzeit war mit Bedacht gewählt, obwohl die vier Ziffern nicht für einen Sieg sondern für eine monumentale Niederlage stehen: Im Jahr 1714, vor genau drei Jahrhunderten, verloren die Katalanen ihre beschränkte Selbständigkeit.
Der falsche Thronaspirant
Sie hatten im Spanischen Erbfolgekrieg auf den falschen Thronaspiranten gesetzt. König Felipe V. aus der Bourbonen-Dynastie, der auch der gegenwärtige König Felipe VI. angehört, ließ Barcelona stürmen. In Tarragona wollten sich unterdessen am Donnerstag Demonstranten versammeln, die sich „als Katalanen und Spanier" zugleich fühlen und glauben, die schweigende Mehrheit zu repräsentieren. Diese Gegenkundgebung für die Einheit und die friedliche Koexistenz ist ein Zeichen dafür, dass nicht alle Katalanen Spanien den Rücken kehren wollen. In ihren Reihen finden sich insbesondere auch Unternehmer, die sich vor den, aus ihrer Sicht fatalen, wirtschaftlichen Folgen eines Bruchs fürchten: keine EU-Mitgliedschaft, kein Euro, keine hilfreichen Mittel von der Europäischen Zentralbank (EZB).
Schottland blickt im Unterschied zu Katalonien auf eine jahrhundertelange Geschichte der Unabhängigkeit zurück. In den aktuellen separatistischen Tendenzen sind sie sich jedoch sehr ähnlich: Es geht um Geld und Gefühle. Im Endspurt hin zu dem umstrittenen Referendum ist den katalanischen Nationalisten jedoch unerwartet ein Stolperstein in die Quere gekommen. Jordi Pujol, der Mann, der die Region 23 Jahre ununterbrochen regierte und als patriotisches Sinnbild seiner Eigenart und Integrität galt, musste zugeben, dreißig Jahre lang ein Vermögen vor der Steuer im Ausland versteckt zu haben. Die spanische Justiz ermittelt nun, um herauszufinden, wie hoch die Summe ist und woher sie stammt. Pujol spricht von einer Erbschaft seines Vaters, die beim Finanzamt zu deklarieren er einfach „nie den richtigen Moment" gefunden habe.
Nirgendwo außerhalb des noch Vereinigten Königreichs stößt das schottische Unabhängigkeitsreferendum auf mehr Aufmerksamkeit als in Spanien – insbesondere in Katalonien. Die Befürworter einer Unabhängigkeit der spanischen Region hoffen, dass ein schottisches „Ja" zum Bruch auch ihre eigenen Ansprüche beflügeln könnte. Die Befürworter der Einheit des Landes setzen auf ein „Nein" als symbolträchtigen Dämpfer für die Separatisten. Spanien sieht sich in diesen Wochen mit der härtesten Kraftprobe um die nationale Einheit in seiner vierzigjährigen demokratischen Geschichte konfrontiert.
Die Fronten zwischen der sezessionistischen katalanischen Regierung unter Ministerpräsident Artur Mas und der unnachgiebigen Zentralregierung unter Regierungschef Mariano Rajoy haben sich bis zur Erstarrung verhärtet. Auf der einen Seite bereitet man in Barcelona trotz aller Warnungen, wonach dieses Vorhaben „illegal" sei, eine Volksabstimmung der 7,5 Millionen Katalanen für den 9. November vor. Auf der anderen Seite hat man in Madrid schon den Einspruch beim Verfassungsgericht parat, sobald das katalanische Parlament demnächst ein Gesetz verabschiedet, welches das Referendum für „legal und demokratisch" erklärt.
Am Donnerstag feierte nun ein gespaltenes Katalonien – die Bevölkerung der Region ist laut Umfragen noch ohne klare Mehrheit zwischen Eigenständigkeit und Verbleib hin- und hergerissen – seinen Diada genannten Nationalfeiertag. Die Separatisten, die in den vergangenen zwei Jahren jeweils mehr als eine Million Sympathisanten für ihr Anliegen mobilisieren konnten, legten den Beginn ihrer Kundgebung in Barcelona auf 17.14 Uhr. Hunderttausende waren gekommen, um auf zwei großen Straßen ein menschliches „V" für „Victoria" (Sieg) zu bilden. Die Uhrzeit war mit Bedacht gewählt, obwohl die vier Ziffern nicht für einen Sieg sondern für eine monumentale Niederlage stehen: Im Jahr 1714, vor genau drei Jahrhunderten, verloren die Katalanen ihre beschränkte Selbständigkeit.
Der falsche Thronaspirant
Sie hatten im Spanischen Erbfolgekrieg auf den falschen Thronaspiranten gesetzt. König Felipe V. aus der Bourbonen-Dynastie, der auch der gegenwärtige König Felipe VI. angehört, ließ Barcelona stürmen. In Tarragona wollten sich unterdessen am Donnerstag Demonstranten versammeln, die sich „als Katalanen und Spanier" zugleich fühlen und glauben, die schweigende Mehrheit zu repräsentieren. Diese Gegenkundgebung für die Einheit und die friedliche Koexistenz ist ein Zeichen dafür, dass nicht alle Katalanen Spanien den Rücken kehren wollen. In ihren Reihen finden sich insbesondere auch Unternehmer, die sich vor den, aus ihrer Sicht fatalen, wirtschaftlichen Folgen eines Bruchs fürchten: keine EU-Mitgliedschaft, kein Euro, keine hilfreichen Mittel von der Europäischen Zentralbank (EZB).
Schottland blickt im Unterschied zu Katalonien auf eine jahrhundertelange Geschichte der Unabhängigkeit zurück. In den aktuellen separatistischen Tendenzen sind sie sich jedoch sehr ähnlich: Es geht um Geld und Gefühle. Im Endspurt hin zu dem umstrittenen Referendum ist den katalanischen Nationalisten jedoch unerwartet ein Stolperstein in die Quere gekommen. Jordi Pujol, der Mann, der die Region 23 Jahre ununterbrochen regierte und als patriotisches Sinnbild seiner Eigenart und Integrität galt, musste zugeben, dreißig Jahre lang ein Vermögen vor der Steuer im Ausland versteckt zu haben. Die spanische Justiz ermittelt nun, um herauszufinden, wie hoch die Summe ist und woher sie stammt. Pujol spricht von einer Erbschaft seines Vaters, die beim Finanzamt zu deklarieren er einfach „nie den richtigen Moment" gefunden habe.
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